Rückblick: Die ersten tapsigen Ausflüge in die Muttersprache macht unsere Tochter mit 18 Monaten. Zunächst bekommen wir ein lautmalerisches "drrö-drrö-drrö-drrö" serviert. Das ist zwar semantisch kein Glanzlicht, aber klarer als das bisherige Baby-Gelalle.
Nachdem sie sich mit "drrö-drrö-drrö-drrö" ein paar Tage warmgelaufen hat setzt sie mit "diss-diss-diss" einen drauf. "Mammam-mamm" ist das erste Wort mit erkennbarer Bedeutung. Sehr zum Leidwesen meiner Frau meint es aber nicht "Mama", sondern "Essen/ ich habe Hunger". Doch lange werden wir nicht enttäuscht. Mit "Papaa" und "Mami" beginnt der Rüstungswettlauf um Sprachhoheit.
Die nächste Station ist das Tierreich: Klar und deutlich kann sie "Katze" sagen, sogar den Namen von Nachbars Katze, "Gusta" (Gustav), da ist logischerweise "Kacka" auch nicht mehr weit. "Bär", "Kuh-Muhh" und interessanterweise "Frog" gesellen sich dazu. Tags drauf sind "Eule" und "Baum" fällig, die beiden gehören ja auch irgendwie zusammen.
Wenig später werden Worte erstmals kombiniert: "Baby unti" (Sie hat Ihr Baby unten vergessen). Ab jetzt wird erstmalig klar, was sie beschäftigt und was sie denkt: Bei einem Besuch des Kuhstalls auf dem Bauernhof lassen sie die ebenso großen wie schwarzen Augen der Kühe offenbar ziemlich erschaudern: "kuh grosse auge (Pause) i angst" formuliert sie klar und vernehmlich - für uns ein einzigartiger Moment.
Binnen einer Woche geht der Sprachknoten endgültig auf, denn der erste formal-korrekte Satz ist da: "I mag male!". "I mag des da" und "I will nitt!" gesellen sich dazu. Damit ist ja auch schon eine Menge gesagt. Eine Woche später kann sie ihren Namen in Yedi-Meister Yoda Satzstellung sagen ("Ich Helin heißt"). Wieder eine Woche später sind "Ebeka Brezn kaufn" (Kauf mir eine Breze bei Edeka) und "Mami Arbeit gehen" die sprachlichen Glanzlichter.
Mit geschätzten 50 Wörtern kann man sich der Welt in den Grundbedürfnissen ganz gut verständlich machen:
- "Große Kacka, neue Windel, dann spielen, ja?"
- "Hmmm, schmeckt gut"
- "Hab gnuggi" (=ich bin fertig mit Essen)
- "Des Berg (sie zeigt auf das Etikett einer Adelholzener-Flasche) schmeckt gut!"
- "Mama, g'fäährlich!" (als Mama auf einen Hocker steigt)
Wenig später explodieren die Worte. Aber das heben wir uns für Teil II auf...
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