EIN GASTBEITRAG MEINER FRAU - AUS AKTUELLEM ANLASS
Notstand in Krippe und Kindergarten: Influenza-, Streptokokken- und andere Viren haben ganze Arbeit geleistet: in unserem Kindergarten hat es nicht nur die Kleinen, sondern auch die Erzieherinnen selbst getroffen. Konsequenz: Notbetrieb. Erweiterte Konsequenz: die Eltern müssen selbst ran. Da ich zufällig Zeit hatte, habe ich mich als "Hilfssheriff" angeboten. Dachte ich zumindest.
Denn schnell war klar: irgendwie war ich nicht die neue Aushilfs-Mutti-Erzieherin, sondern befand mich auf der KiGa-Polizeistation mitten im Verhör:
Einige verstruwelte Kommissare mit Triefnase musterten mich zunächst recht argwöhnisch und schon feuerten sie ihre investigativen Fragen auf mich ab: „Was machst Du hier?“, fragt mich der blonde blauäugige Kommissar ohne Umschweife. „Wie lange bleibst Du?“, fällt eine wohl ranghöhere Oberkommissarin dem kleinen Blonden ins Wort.
Jetzt nehmen Sie mich ins Kreuzverhör: „Warum bist Du hier?“, fragt einer von links, beide Hände locker in die Hüften gestemmt. „Kommst Du jetzt immer?“, schallt es gleich von rechts, ein Finger in der Nase. Verhörmethoden wie auf der Polizei - Respekt.
Die Freundin meiner Tochter schnappt sich meinen Arm und zieht mich zu sich runter: Aug in Aug und Nasenspitze an Nasenspitze: Jetzt kommt's, denke ich noch, die buchten mich hier noch ein. Aber
dann: „Nimmst Du mich heute mit zu Euch? Meine Mama erlaubt das!“ Diese kleinen süßen Schlaumeier dachte ich mir, spielen hier virtuos "Guter Cop und schlechter Cop" und sind obendrein um keine
Erfindung verlegen.
Das Eis ist nun gebrochen. Gleich habe ich die nächste am anderen Arm: „Wollen wir spielen?“ Konkret heißt das: Denk Dir gefälligst ein gutes Spiel aus und unterhalte uns! Aber dann stellen die
Kinder die Regeln auf. Wenn auch für Erwachsene etwas unlogische.
Wir nehmen also eine Decke, zwei Mädchen müssen sich darunter verstecken und die anderen müssen raten, wer sich da gerade versteckt hat. Ohhhkeeehh, so kann man natürlich auch Raten
spielen.
Ich mache daraufhin den Vorschlag, dass jeweils zwei Mädchen rausgehen (Anmerkung: das bleibt das ganze Leben so, Frauen gehen immer zu zweit, auch aufs Klo) und warten, bis sich zwei
andere unter der Decke verstecken.
Das geht eine Weile so, die Mädels haben einen Höllenspaß, auch wenn eigentlich immer klar ist, wer unter der Decke liegt. Durch das vergnügliche Quietschen werden auch die Jungs neugierig und
spielen mit.
Nach dem Mittagessen ist Vorlesestunde. Das Buch haben sie selbst ausgesucht. Es heißt „Beim Kinderarzt“. Ich gebe mein Allerbestes, es halbwegs spannend im krimistil vorzulesen und frage sie
zwischendrin, wie sie es machen, wenn der Arzt sie abhört. Im Chor und auf Knopfdruck hecheln plötzlich alle dermaßen, dass ich richtig erschrecke. Bei der Gelegenheit üben wir die Worte
"Stethoskop" und "Otoskop", die fast so viel Faszination auslösen, wie der "Spunk" bei Pippi Langstrumpf.
Bald darauf ist auch die Lesestunde und somit mein Tag als Aushilfskindergärtnerin zu Ende. Alle verabschieden sich brav und sehr süß mit Handschlag von mir.
Es war ein toller Tag für mich, umzingelt von kleinen Schnullerbacken und süßen Rotznasen.
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Lindsey Napoli (Sonntag, 05 Februar 2017 03:02)
Very good article. I'm facing a few of these issues as well..
Brendon Dameron (Montag, 06 Februar 2017 21:55)
In fact when someone doesn't understand after that its up to other users that they will assist, so here it happens.