Passend zu Ostern möchte ich über ein Thema schreiben, das wohl alle Kinder früher oder später ziemlich intensiv beschäftigt: der Kreislauf des Lebens.
Unsere Tochter denkt zum ersten mal mit gut vier Jahren über das eigene Sein, die Beständigkeit auf der einen und die Vergänglichkeit auf der anderen Seite nach. Ganz stark ausgeprägt scheint ihr Wunsch zu sein, ihr Leben und alles, was sie jetzt erlebt, für immer festzuhalten. Alles muss so bleiben, wie es ist.
Das macht sich zunächst in völlig unvermuteten Aussprüchen wie "Ihr sollt für immer meine Eltern sein" oder "Ich will nur ein Schulkind werden und nie Oma werden und auch nie sterben!" bemerkbar.
Zunächst wähne ich da nichts Größeres. Doch abends nach dem Zubettgehen-Vorlese-Ritual kommt dann unverblümt die Frage "Papa, müssen wir alle sterben?" und gleich darauf: "Papa, wie lange lebst Du?". Das lässt einen nicht kalt, daher versucht Papa das Thema betont entspannt aber dennoch ehrlich zu beantworten. "Ich will immer bei Euch bleiben!" bekomme ich daraufhin entgegnet. Ich versuche das Thema elegant auslaufen zu lassen, doch wie zu erwarten arbeitet es über Nacht im kleinen Kinder(unter)bewusstsein, denn am nächsten Tag geht es im Auto auf dem Weg zum Kindergarten weiter: "Papa, ich will Schulkind und keine Oma werden. Ich will immer leben."
Als guter Papi bin ich jetzt in der Pflicht, gehörig Mut zuzusprechen und erwähne am besten, dass die heutige Lebenserwartung für junge Mädchen irgendwo bei 93 Jahren liegt. Kurz nachdem ich das sage, gebe ich mir innerlich ein Ohrfeige. Was für eine Aussagekraft haben 93 Jahre für eine Vierjährige? Schon kommt mir meine Tochter mit ihren eigenen Gedanken zuvor: "Papa, wir ham noch ganz viel Zeit zum Leben, stimmt's?". "Stimmt", pflichte ich Ihr bei, und füge stumm ein "hoffentlich" hinzu.
Die nächsten Wochen versucht sie alles, was sie liebt, abzusichern und zu konservieren: Aus ihren Äußerungen "Ihr sollt immer meine Eltern sein!", "Papa, Du sollst nie alt werden!" und "Ihr müsst immer so bleiben, wie Ihr seid!" kann man trefflich heraushören, wie gerne doch Kinder Glückszustände bewahren und Verlustängste entkräftet haben wollen.
Tage später überrascht mich unsere Tochter mit weiteren philosophischen Ausführungen zum ewigen Kreislauf aus Geburt, Leben, Tod und - man glaubt es kaum - Wiedergeburt: "Wenn man wegläuft, ist man tot, und wenn man wiederkommt, ist man ein Engel. Die Engel gucken von oben zu." An der Vielzahl an Kommentaren zu diesem Thema merke ich, wie sie das weiter beschäftigt.
Aber es geht noch besser. Mitten beim Abendessen wendet sie sich plötzlich an Mama: "Als ich in Deinem Bauch war, hab ich gedacht, dass Du mich nicht geboren wirst. Und dann war ich froh, dass Du mich doch geboren hast."
Wir auch. Frohe Ostern!
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Krösamaja (Samstag, 30 März 2013 17:17)
Es ist schon erstaunlich mit welcher Intnsität sich das Kind mit seinen vier Jahren über den Lauf eines Lebens beschäftigt. So intensiev habe ich es bei meinen Kindern und Enkeln nicht erlebt. Mag sein dass wir mit unseren Antworten beim Thema Sterben etwas zurückhaltend waren und höchstwahrscheinlich nicht zur Vertiefung beigetragen haben. Trotzdem glaube ich dass dieses tiefe Schürfen bei Eurer Tochter stark ausgeprägt. Eine kleine Philosophin?
hummelflug (Montag, 01 April 2013 14:49)
Zum Thema Verlustängste kann ich sagen, dass alle unsere 3 Kinder die auch in diesem Alter hatten und alle 3 sind der Idee verfallen, dass es am sichersten wäre den Familienzusammenhalt zu gewährleisten, wenn sie Mama oder Papa heiraten. Wobei das bei den beiden Mädels insgesamt wesentlich ausgeprägter war..... und unsere Jüngste (mittlerweile 10 Jahre alt) beschäftigt das eigentlich bis heute.
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